Fässer aus Franken für die ganze Welt

Andreas Aßmann: Bayerns letzter Weinfass-Bauer

Quelle: Pauline Runde, THWS / Andreas Aßmann schneidet Holz für einen Fassboden

Andreas Aßmann ist der letzte Weinfass-Bauer in Bayern. In dritter Generation fertigt er allerlei Holzgefäße. Vom kleinen Standartfass bis zum 10.000 Liter Behälter hat er alles im Repertoire. 

Habt ihr euch schon einmal gefragt, wo der Unterschied zwischen einem Büttner, einem Böttcher, einem Küfer und einem Schäffler liegt? Andreas Aßmann, ein Weinfass-Bauer aus Eußenheim, hat eine Erklärung: „Der deutsche Überbegriff ist ‚Böttcher‘ und das andere sind dann regionale Bezeichnungen“. Er fügt hinzu: „In Franken ist es der Büttner, am Rhein ist es mehr der Küfer, in München ist es der Schäffler.“ All diese Begriffe umschreiben jedoch denselben Beruf: den des Weinfass-Bauers. 

Seit 1945 wird dieses Handwerk in der Familie Aßmann gepflegt. Andreas Aßmann führt den Betrieb inzwischen in dritter Generation und ist stolz auf das Handwerk, das er von seinem Großvater übernommen hat. Damals gründete dieser das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg als Fass- und Bottich-Bauer. Zu seiner Zeit war er damit keine Besonderheit. Mittlerweile ist die Firma Aßmann der letzte Weinfass-Bauer in Bayern und beliefert die ganze Welt mit Wein- und Destillatfässern.

„Das gibt es so gut wie nirgendwo mehr“

Im Lauf der Jahre haben sich nicht nur die Reichweite, sondern auch das Sortiment erweitert. „Alles, was krumm ist, bauen wir. Es kommt immer irgendwann jemand mit einer Idee und wenn es machbar ist, wird es gemacht“, erzählt Aßmann. Dies sei jedoch nicht die einzige Besonderheit an diesem fränkischen Betrieb: „Wir machen von A bis Z alles. Vom Stammholz aus bis zum Verkauf machen wir alles selber und das gibt es so gut wie nirgendswo mehr.“

Werden Büttner bald durch Maschinen ersetzt?

Seine Arbeit erfordere nicht nur Liebe zum Holz, sondern auch Kraft und Leidensfähigkeit, so Aßmann. „Es gibt immer etwas zu tun“, berichtet er. Daher arbeitet er selbst in der Werkstatt mit. Zusammen mit seinem Team von vier Gesellen stellt er die Fässer her. Normalerweise bildet der Betrieb auch aus. Dieses Jahr habe er jedoch leider keinen Lehrling, so Aßmann. Es gebe immer weniger Menschen, die handwerkliche Berufe erlernen wollen. Das bedeutet weniger Nachwuchs, doch Maschinen sind kein Ersatz. „Es gibt für unseren Beruf schon CNC-Maschinen, aber es ist trotzdem noch ein Handwerksberuf“, erklärt er. Der Grund: Der Fassbau erfordert eine Präzision, die Maschinen nicht vollständig leisten können. „Holz ist keine Spanplatte, die immer gleich ist. Mein Fass soll gut aussehen, aber unterm Strich soll es auch dicht sein. Wenn es nicht dicht ist, dann hat es das Thema verfehlt“, erläutert der Büttner.  

Die Wahl des Holzes ist entscheidend für die Qualität. Aßmann verarbeitet vor allem Eiche, aber auch Marone, Esche und Akazie werden verwendet. Das Material bezieht er aus der Region, im Umkreis von etwa 80 Kilometern. Er erklärt: „Man kann nicht jedes Holz zum Fassbauen nehmen. Buche geht gar nicht, weil der Holzaufbau das nicht hergibt.“

Vom Stammholz zum Weinfass

Ein Fass besteht aus einem Korpus, also der zylindrischen, seitlichen Hülle, zwei Böden und Fassreifen. Der Korpus wird aus Dauben zusammengesetzt. So nennt man die einzelnen, gebogenen Holzplanken, aus denen ein Fass besteht. Sie werden von den Fassreifen zusammengehalten. Die Herstellung des Fasses beginnt mit der Vorbereitung des Holzes für die Dauben, welche im Anschluss für zwei bis sechs Jahre getrocknet werden. Danach werden sie in Form gebracht und zu einer Fass-Rose zusammengefügt. Diese wird gebogen und der Korpus entsteht. „Dann wird der Fasskorpus gewärmt, damit das Holz wieder trocken und vor allem stark wird, damit die Dauben gebogen bleiben“, erzählt Aßmann. Anschließend werden die Fassköpfe und Böden durch Fügung, Hobeln, und Bügeln hergestellt. Nach dem Einsetzen des Bodens werden die Fassreifen befestigt. Abschließend wird das Fass gehobelt und erhält einen letzten Feinschliff – dann ist es fertig. 

Ein Fass von 225 Litern, dem Standardmaß, benötigt etwa acht Stunden für die Fertigung und wiegt 45 Kilogramm. Das bisher größte Projekt für Aßmann und sein Team war die Herstellung eines Fasses mit einem Volumen von 10.000 Litern. Es wog zwei Tonnen und wurde innerhalb von drei Wochen produziert. Die Hauptabnehmer von Aßmanns Fässern sind Weingüter, hauptsächlich in Deutschland und Frankreich. Abschließend ist ihm aber wichtig zu sagen: „Jeder, der ein Fass von mir möchte, bekommt natürlich eins.“

Von Pauline Runde