Handwerk in der neunten Generation

Eine leuchtende Tradition: Einblicke in den ältesten Handwerksbetrieb Würzburgs

Quelle: Felicitas Weber, THWS / Aufgehangene Altarkerzen vor ihrem nächsten Wachsbad

Im Herzen von Würzburg liegt ein Stück einzigartige Handwerksgeschichte: die Wachswarenfabrik Schenk. Als ältester Familienbetrieb der Stadt reicht ihre Tradition bis ins Jahr 1750 zurück. Bereits beim Läuten an der alten Holztüre wirkt es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein kleiner Laden, eine überschaubare Fabrik, viele alte Maschinen. Keine moderne Technik, keine digitalen Geräte.

Über 270 Jahre in der Rosengasse: Eine Familiengeschichte

Die Ursprünge der Wachswarenfabrik liegen in der Würzburger Rosengasse. Dort wird noch heute produziert, dekoriert und verkauft. Über Jahrhunderte hinweg hat sich der Betrieb entwickelt und wird nun von Martin Schenk, in der 9. Generation weitergeführt. Unterstützt wird er dabei von seiner Schwester, seiner Mutter und weiteren fleißigen Helfern, wie er sie selbst gerne nennt. „Für mich gab es nie eine Alternative, als diesen Betrieb fortzuführen“, sagt Schenk.

Traditionelle Technik statt Massenproduktion: Warum Martin Schenk dem Kerzenziehen treu bleibt

Wie viele traditionelle Handwerksberufe hat auch das Kerzenziehen im Laufe der Jahrhunderte Veränderungen erfahren. In der Branche dominieren heute industrielle Verfahren, dennoch bleibt Martin Schenk bewusst bei der alten Technik des Ziehens. Diese Methode erlaubt es, auch kleine Serien herzustellen und eine besondere Qualität zu gewährleisten. „Unsere Dochte werden in eine Zugmaschine gespannt. Durch das wiederholte Eintauchen in ein heißes Wachsbad entsteht Schicht für Schicht eine Kerze“, erklärt Schenk. Ein paar Meter weiter werden die Kerzen geschnitten, verpackt und finalisiert. „Die Damen sind unsere Künstler, sie bemalen, verzieren und dekorieren jede Kerze individuell von Hand.“

Quelle: Felicitas Weber, THWS / Martin Schenk an der Zugtrommel, über die täglich mehrere Hundert Meter Kerzen gezogen werden
Saisonaler Alltag und wirtschaftliche Herausforderungen

Der Alltag in der Wachswarenfabrik ist stark saisonabhängig. Vor allem in der Vorweihnachtszeit herrscht Hochbetrieb, doch das Hauptgeschäft von Schenk liegt in der Belieferung von Kirchen deutschlandweit. Über 100 verschiedene Kerzenarten fertigt der Betrieb – von Tauf- bis hin zu Altarleuchtern.

Hierbei setzt Martin Schenk auf Nachhaltigkeit. „Wir arbeiten sehr viel mit Bienenwachs. Das ist zwar teurer, aber für uns der einzige Weg.“  Bienenwachs verleiht den Kerzen zum einen eine besondere Haptik und einen angenehmen Duft, zum anderen unterstützt es die regionale Imkerei und schont die Umwelt. Jeglicher Verschnitt wird wieder eingeschmolzen und beispielsweise für Grabkerzen oder für Bienenwaben aufgearbeitet.

„In der Industrie liegt heutzutage der Fokus hauptsächlich auf der Effizienz“, erklärt Martin. „Vor allem Palmfett wird für Streckungen genutzt. Wie mittlerweile fast jeder weiß, schadet das zum einen der Umwelt und dem Regenwald, zum anderen macht sich das auch an der Qualität der Kerzen bemerkbar.“

Der schmale Grat zwischen Überleben und Erfüllung

Die größte Herausforderung für das Unternehmen? „Das Überleben“, sagt Schenk offen. Die Kosten für Rohstoffe und Energie steigen und als kleiner Handwerksbetrieb ist man an die Marktpreise gebunden. Dennoch zeigt sich der Inhaber optimistisch: „Wir haben unseren Platz gefunden. Jetzt heißt es, am Ball zu bleiben.“

Was Martin Schenk trotz aller Herausforderungen am meisten an seinem Beruf fasziniert, ist das Greifbare: „Am Ende des Tages ist die Werkstatt voller Kerzen. Man sieht, was man geschafft hat, und klopft sich innerlich auf die Schulter.“  Man Merkt Herrn Schenk und seinen Mitarbeitenden an mit wie viel Herzblut sie ihrem Beruf nachgehen, keine Sekunde wird die Arbeit aus den Augen gelassen und jeder ist bemüht einem dieses doch unbekannte Handwerk näher zu bringen.

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Von Felicitas Weber