Interview mit Gebäudeenergieberater Alexander Wolf
Energieberatung: Wie das Handwerk die Energiewende möglich machen kann

Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft führt direkt über das Handwerk. In der Handwerkskammer tätige Gebäudeenergieberater Alexander Wolf erklärt, wie Energieberatung heute CO₂ einspart, Kunden mit cleveren Förderprogrammen überzeugt und warum innovative Technologien eine große Chance – und Herausforderung – für das Handwerk sind.
Die Arbeit eines Energieberaters: Wissenstransfer und Unterstützung
Gebäudeenergieberater unterstützen Betriebe und Privatkunden bei der Optimierung ihrer Energienutzung. Sie setzen Energieeffizienzmaßnahmen um und begleiten die Antragstellung für staatliche Förderungen. Voraussetzung für diesen Beruf ist eine qualifizierte Ausbildung, etwa der erworbene Meistertitel, Techniker oder Ingenieur sowie einen abgeschlossenen Bachelor oder Master im Bau- bzw. Ausbaugewerk. Zu diesen Gewerken zählen unter anderem Elektriker, Maurer und Anlagemechaniker SHK. Die Fortbildung zum Gebäudeenergieberater HWK umfasst etwa 200 Unterrichtseinheiten und endet mit einer dreitägigen Prüfung. Ziel ist die Aufnahme in die Energieeffizienz-Expertenliste – eine Voraussetzung, um Förderanträge für Kunden stellen zu können.
Unterstützer dabei ist die Handwerkskammer für Unterfranken: Sie bietet die notwendige Fortbildung an und sorgt für einen Wissenstransfer zu aktuellen Technologien und gesetzlichen Vorgaben.
Von Kosteneinsparung zu Klimaschutz
Früher stand die Kosteneinsparung im Mittelpunkt der Energieberatung, heute ist der Klimaschutz der zentrale Treiber. Wolf erklärt, dass effizientere Heizsysteme oder erneuerbare Energien wie Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen mittlerweile Standardlösungen sind, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Neben technischem Know-how ist auch Überzeugungsarbeit gefragt: „Wir unterstützen mit Wissenstransfer“, erklärt der Gebäudeenergieberater.
Energieeffizienz damals und heute
Schon in den 1970er Jahren – zu Zeiten der Ölkrisen – war Energieeinsparung ein Thema, damals allerdings aufgrund des Kostenaspekts. Heute liegt der Fokus auf der Reduzierung von Umweltemissionen. Wolf betont, dass das Gebäudeenergiegesetz und Klimaschutzauflagen dabei klare Ziele setzen. Die Handwerkskammer unterstützt Betriebe mit praxisnaher Beratung und Informationen zu innovativen Technologien wie seriellen Sanierungen oder sektorenübergreifende Lösungen, etwa der Kombination von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen.
Herausforderungen und Lösungen im Handwerk
Eine der größten Herausforderungen für das Handwerk ist der rasante Wandel der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wolf erklärt, dass sich viele Unternehmen häufig die Frage stellen was gerade Gesetzesgrundlage ist, denn Schritt zu halten mit den gesetzlichen Verordnungen und Förderbedingungen stellt sich als schwierig dar, aufgrund der häufigen und schnellen Änderungen. Hier setzt die Handwerkskammer an, indem sie Fortbildungen anbietet sowie Beratung und einen kontinuierlichen Austausch zu neuen Technologien und Fördermöglichkeiten.
Auch der Arbeitsaufwand ist ein Problem: Die Sanierungsquote liegt derzeit bei 1-2 % pro Jahr. Um diese zu steigern, sind nicht nur mehr Fachkräfte nötig, sondern auch effizientere Prozesse: „Die Lösung liegt darin, dass die Industrie gemeinsam mit dem Handwerk Lösungen zur Verfügung stellt, die von der Montage her schneller sind“, verdeutlicht Wolf.
Die Zukunft des Handwerks im Klimaschutz
Das Handwerk spielt eine Schlüsselrolle in der Energiewende. „Nur mit dem Handwerk können wir den Wandel schaffen“, sagt Wolf. Vom Heizungsbauer über den Elektriker bis hin zum Dachdecker tragen alle Gewerke zur Energieeinsparung und zum Ausbau erneuerbarer Energien bei. Zur Erreichung der Klimaziele bedarf es jedoch nicht nur technologische Innovationen, sondern auch einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Gewerken.
Von Elena Fleischmann
