Frauen in männerdominierten Handwerksberufen

Lilli Schmelz: Eine Schreinerin, die Barrieren durchbricht 

Quelle: Lilli Schmelz / Lilli Schmelz am präzisen zuschneiden an der Kreissäge

Auch wenn das Handwerk immer vielfältiger zu werden scheint: Männer dominieren die Branche. 10,2% – So gering ist der Frauenanteil in Handwerksberufen, was aus einer Statistik von Destatis hervorgeht. Lilli Schmelz ist eine der wenigen Schreinerinnen. In einem Interview erzählt sie, wie es ist als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten. Ihre Antworten überraschen – und inspirieren.

Vom Büro zur Werkbank

Lilli Schmelz ist ein inspirierendes Beispiel für jemanden, der den Mut hat, neue Wege einzuschlagen und sich in einer traditionell von Männern dominierten Branche zu behaupten. Sie studierte nach ihrem Abitur Design, arbeitete ein Jahr als Kommunikationsdesignerin, aber entschied sich schließlich für eine berufliche Neuausrichtung. „Ich wollte nicht nur am Computer sitzen, sondern mit den Händen arbeiten,“ sagt die heutige Schreinerin. 

Der Weg war jedoch nicht ohne Hürden. Die 26-Jährige erzählt, wie Skepsis und Vorurteile immer wieder präsent sind, besonders auf Baustellen oder in der Berufsschule. „Man wird oft überrascht angeschaut, wenn man als Frau mit Werkzeug ankommt.“ Doch solche Momente spornen Lilli an: „Ich will zeigen, dass ich genauso gut bin wie andere.“ Körperliche Herausforderungen, wie schweres Heben, sind ebenfalls ein Thema – doch sie sieht das nicht als Hindernis: „Man wächst in diese Aufgaben hinein, wie jeder andere Auszubildene auch und vieles wird im Team gelöst.“

Warum Frauen das Handwerk bereichern 

Lilli Schmelz sieht in der Präsenz von Frauen im Handwerk einen klaren Vorteil: Sie bringen nicht nur neue Perspektiven ein, sondern bereichern auch den zwischenmenschlichen Umgang in der Werkstatt. Besonders im Team und im Kontakt mit Kundschaft spürt sie die positive Wirkung: „Es fühlt sich an, als könnte endlich die andere Hälfte der Gesellschaft mitgestalten.“

Instagram Accounts von anderen Handwerkerinnen helfen Lilli schon seit der Ausbildung: „Ich finde das inspirierend und ermutigend, wie andere Frauen von ihren Erfahrungen erzählen.“ Dabei werden nicht nur Tipps und Tricks ausgetauscht, sondern auch offen über Erfahrungen als Frau in männerdominierten Berufen erzählt. „Ich hatte zwar selbst noch keine schlimmen Ereignisse, weiß aber, dass es sehr belastend sein kann. Wichtig ist es, sich nicht alles gefallen zu lassen“, sagt die Schreinerin. Auch erhält sie seit Beginn tatkräftige Unterstützung von Familie, Freunden und ihrem Betrieb „Lignum“ aus Winterhausen.

Lilli Schmelz ist der Meinung, dass es für die Zukunft der Frauen im Handwerk entscheidend ist, ihre Sichtbarkeit deutlich zu erhöhen. „Es müssen andere, neue Bilder erzeugt werden und sich ein neues Denken eingliedern“, sagt Lilli. Insgesamt hat die Schreinerin jedoch den Eindruck, dass sich der Frauenanteil im Laufe der Zeit erhöht: „In Berufsklassen sieht man immer mehr Mädchen. Es wird also immer alltäglicher, dadurch könnte auch der Einstieg für neue Handwerkerinnen leichter sein.“

Ihr Rat an andere Frauen? „Seid mutig und lasst euch nicht von Vorurteilen abhalten. Das Handwerk braucht Frauen und ihre Perspektive.“ Lillis Geschichte zeigt: Mit Leidenschaft, Durchhaltevermögen und einem unterstützenden Umfeld kann man Barrieren überwinden – und die Handwerkswelt ein Stück vielfältiger machen.

Von Patrizia Strößner