Handwerkskunst im Wandel der Zeit

Vier Generationen, ein Ziel: Metallhandwerk auf höchstem Niveau

Quelle: Lilly Reeg, THWS / Hubert und Peter Gredel (von links)

Im Würzburger Restaurant Lavazza zieht ein ungewöhnliches Dekoelement sofort die Aufmerksamkeit auf sich: Metall-Kaffeetassen, die als Wandleuchten dienen. Neugierig, wer so eine kreative Idee verwirklichen kann? Die Antwort führt zu der Metallbildnerei-Metalldrückerei Gredel + Söhne. Doch welche weiteren Arbeiten der Firma prägen das Würzburger Stadtbild?

Ein Einblick in die Werkstatt

Das Unternehmen Gredel + Söhne in der Riemenschneiderstraße 12, befindet sich nahe der Würzburger Residenz. Hier führt ein unscheinbares Schild an der Hauswand zum Eingang im Hinterhof. Die weiträumige Werkstatt ist erfüllt von etlichen Maschinen und Platz zum Arbeiten. Werkbänke voller Metallstücke in verschiedenen Formen und Farben reihen sich an Werkstücke, die auf Ihre Fertigstellung warten. Hinter einer dieser Werkbänke steht Hubert Gredel. Er ist einer der beiden Geschäftsführer von Gredel + Söhne.

Von der Waschküche zur Werkstatt

Gredel + Söhne blickt auf 130 Jahre Metallhandwerk zurück. Gegründet 1894, wird der Familienbetrieb in der vierten Generation geführt. „Die Geschäftsführung entstand für mich vor 20 Jahren durch die Familiennachfolge“, erklärt Hubert Gredel. An seiner Seite: sein Cousin Peter Gredel. Angefangen in einer Waschküche, etablierte sich die Firma zu der großräumigen Werkstatt am aktuellen Standort. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich das Unternehmen vom traditionellen Lampenhersteller, zu einem vielseitigen Betrieb für Metallarbeiten entwickelt

Ein erfüllender Handwerksberuf

Das Handwerk ist für die Beiden mehr als nur ein Beruf, es ist eine Leidenschaft, die sie seit Kindheitstagen begleitet. Der Geschäftsführer erzählt, dass es für ihn schon immer beeindruckend gewesen sei zu sehen, was in der Werkstatt ausgeführt wird. Seinen Beruf sieht er heute als abwechslungsreich, fordernd und erfüllend an, kann damit aber sicherlich nicht für jeden sprechen.  Die individuellen Einzelarbeiten im Unternehmen würden jahrelange Berufserfahrung, Feinmotorik und lösungsorientiertes Denken voraussetzen. Hier in der Werkstatt wird keineswegs wie am Fließband gearbeitet. „Auch wenn ich immer wieder die gleiche Arbeit mache, ist es jedes Mal anders“, sagt Peter Gredel. Letztendlich seien die Freude am Endprodukt und die Kundenzufriedenheit die Quelle der Motivation und Zufriedenheit für die Beiden.

Quelle: Narges Afshar, THWS / Peter Gredel bei der Herstellung von Oldtimer-Teilen
Ein vielseitiger Werkstoff zwischen Tradition und Moderne

Materialien wie Kupfer, Messing, Edelstahl und Aluminium werden in der Werkstatt präzise verarbeitet – sowohl mit traditionellen Maschinen, wie einer erhaltenen Drückbank aus 1894, als auch mit modernen Techniken. Da die Oberfläche eine entscheidende Rolle spielt, können bereits kleinste Fehler die Arbeit von mehreren Tagen gefährden. Dass bestimmte Metalle laut Hubert Gredel wie rohe Eier zu behandeln seien, verdeutlicht dabei die besondere Sorgfalt in deren Umgang und Lagerung. Die Projekte der Firma reichen von der Fertigung spezieller Beschläge und Muschelgriffen über Restaurationen historischer Bauelemente bis hin zu Bauteilen für Oldtimer oder anderen Spezialanfertigungen. Gredel + Söhne prägt das Würzburger Stadtbild, wie der restaurierte Kaiseradler auf dem Dach der Residenz und die neuangefertigten Turmkugeln vieler Kirchen zeigen.                                                                                      

Eine Branche mit Herausforderungen aber Zukunft?

Die Anzahl der Auszubildenden im Bereich des Metallbildners sind nach Angaben des Geschäftsführers zunehmend im Rückgang. Er wirft daher die Frage auf, wie lange und in welcher Qualität dieser Beruf in Zukunft noch ausgebildet werden könne. Grund dafür sei unter anderem der Mangel an Fachkräften. Weitere belastende Herausforderungen ergeben sich durch strenge Auflagen oder Verbote in Bezug auf chemische Verbindungen, sowie die Beschaffung größerer Metallformate. Vor diesem Hintergrund beschreibt Hubert Gredel die eigenen Zukunftsaussichten als gespalten. Die Einzelanfertigungen wären im Rückgang und das nicht zuletzt, weil serienmäßige Angebote von Designern immer mehr Raum einnehmen.

Ein Handwerk mit Leidenschaft und Expertise

Gredel + Söhne zeigt trotz aller Widrigkeiten, dass Metallhandwerk mehr ist als nur Produktion. Der Beruf verbindet Tradition und Moderne und verdeutlicht, dass die Liebe zum Handwerk und der professionelle Umgang mit dem Werkstoff Metall auch in einer modernen Welt unverzichtbar bleiben. 

Weitere Infos zum Unternehmen findet ihr hier: Gredel + Söhne GmbH – Metallbildnerei – Metalldrückerei

Von Pia Herrmann