Mobiles Handwerk
Wie Roland Hoier das Autohaus KELLER in die Zukunft führt

Wie gelingt es, Tradition und High-Tech erfolgreich zu verbinden? Roland Hoier beschreibt in einem Interview, wie das Autohaus KELLER die Zukunft des Handwerks gestaltet.
Roland Hoier betrachtet die Werkstatt, in der alles seinen geordneten Gang nimmt. Seit er die Leitung des Autohauses KELLER übernommen hatte, sorgte er dafür, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen – ein Balanceakt, der ihn auch über Veitshöchheim hinaus bekannt macht.
Das Autohaus KELLER, ein fester Bestandteil Veitshöchheims, wurde 1946 von Erwin Keller gegründet. Sein Enkel, Roland Hoier, ein gelernter Kfz-Mechatroniker, wuchs förmlich im Familienunternehmen auf. Bereits in jungen Jahren war er in den Betrieb eingebunden und entwickelte eine Leidenschaft für die Werkstatt – geprägt vom Geruch der Maschinen und des Benzins. Auch in Unterfranken ist er bekannt, er ist Vorstand der Handwerkskammer und Obermeister der KFZ-Innung, wo er mit 900 Betrieben in Unterfranken zusammenarbeitet.
High-Tech-Tools als Unterstützung im Werkstattalltag
„Das Thema High-Tech, da sind wir so langsam im Laufe der Zeit reingerutscht“, antwortet Roland Hoier auf die Frage wie sich der Einsatz von High-Tech im Laufe der Zeit entwickelt hatte. Anfangs war der Alltag im Autohaus ausschließlich durch Handarbeit und Mechanik geprägt. Doch diese Zeiten haben sich geändert, was vor allem auf die rasante Entwicklung der Elektromobilität zurückzuführen ist.
Allerdings wird die Handarbeit nicht vollständig durch technologisch führende Geräte ersetzt, sondern vielmehr ergänzt. Ein Beispiel hierfür ist die geführte Fehlersuche durch rechnergestützte Prozesse. Diese unterstützen die Mitarbeiter dabei, Reparaturen an einem Fahrzeug zu erkennen. Dabei gleichen KI-generierte Bots die Geräusche eines Fahrzeugs mit einer gespeicherten Geräusch-Datenbank ab und können so feststellen, wo eine Fehlerbehebung erforderlich ist.
Auch andere Hightech-Tools, wie beispielsweise Diagnosetester, die die Vielzahl an Sensoren in einem Fahrzeug prüfen, werden zunehmend bei der Reparatur und Inspektion von Kraftfahrzeugen eingesetzt, erklärt Roland Hoier.
Chancen und Herausforderungen im Kfz-Handwerk
Hightech-Tools bieten Unternehmen die Möglichkeit, zahlreiche Aufgaben gleichzeitig und auf innovative Weise zu bearbeiten. Daher werden einzelne Mitarbeiter in unterschiedliche Arbeitsbereiche eingeteilt. So bleibt der umfassende Überblick über das Fahrzeug bei den automatisierten Systemen, während sich die Mitarbeiter auf spezifische Themen fokussieren können. Dies trägt dazu bei, Fehler und Probleme zu minimieren.
Diese Arbeitsteilung bringt jedoch ebenfalls eine Kehrseite mit sich: „Die Kfz-Mechatroniker lernen nicht mehr schweißen, sie lernen nicht mehr feilen, sie lernen nicht mehr Gewinde schneiden, bohren, drehen oder ähnliche Tätigkeiten“, bedauert Roland Hoier.
Das Zusammenspiel von Hightech-Tools und Handarbeit bleibt von entscheidender Bedeutung, jedoch sollte das eine das andere nicht vollständig ersetzen.
Roland Hoier mit einem kritischen Blick in die Zukunft
Der gesellschaftliche Druck erschwert es dem Handwerk zunehmend, die junge Generation für sich zu gewinnen. Hoier schildert zahlreiche Situationen, in denen Eltern Leistungsdruck auf ihre Kinder ausüben, „egal ob Realschule oder Gymnasium aber Hauptsache kein Handwerk“ ergänzt der Geschäftsführer des Autohauses.
„Eines Tages werden gelernte Bäcker mehr verdienen als gut bezahlte Rechtsanwälte.“, glaubt Roland Hoier. Er unterstreicht damit zum Abschluss nochmal, wie wichtig die Rolle des Handwerks in der Gesellschaft ist.
Von Maja Schmid
