Die Schreinerei Heußlein

Zwischen Hobel und Hightech: Wie das Schreinerhandwerk die Zukunft formt

Quelle: Laura Barbian/THWS: Der Inhaber Thomas Heußlein mit seinem Vater Walter Heußlein (von rechts)

Der unverwechselbare Duft nach frischem Holz, Werkbänke übersät mit Werkzeugen und das rhythmische Surren der Sägen – in der Schreinerei Heußlein erwacht das Handwerk zum Leben. Hier trifft traditionelle Handwerkskunst auf moderne Technik, wo aus rohen Holzbrettern einzigartige Möbelstücke entstehen. Ein besonderer Auftrag führte Heußlein sogar bis nach Schottland – ein Auftrag für die königliche Familie. 

Handwerk in der Wiege

„Es wurde mir in die Wiege gelegt“, erzählt Thomas Heußlein lächelnd: „Ich war als Kind immer in der Werkstatt meines Vaters dabei, habe das Handwerk also von klein auf kennengelernt und mich damit identifiziert“. Diese Liebe zum Holz lässt ihn seitdem nicht los und begleitet ihn bis heute. „Es macht einfach Spaß, ein Projekt zu sehen und stolz darauf zu sein“, erklärt er weiter. Die Schreinerei Heußlein aus Birkenfeld blickt auf eine lange Familientradition zurück, die in den 1950er Jahren begann. Thomas Heußlein, der heutige Inhaber, übernahm den Betrieb 2012 von seinem Vater, nachdem dieser bereits in den 1970er Jahren den elterlichen Betrieb von einer Zimmerei in eine Schreinerei transformierte. „Mein Opa war Zimmerer, aber mein Vater hatte Höhenangst“, erzählt Heußlein schmunzelnd. So verlagerte sich der Fokus auf den Innenausbau – von maßgefertigten Möbeln über Treppen bis hin zu Brandschutztüren.

Ein königlicher Auftrag

Ein Highlight der Schreinerei: Die Treppe für den botanischen Garten in Edinburgh, der sich noch heute im Besitz der königlichen Familie befindet. Aus rund 600 Einzelteilen wurde die Treppe in der Schreinerei vorgefertigt und schließlich in Edinburgh zusammengefügt. Vor Ort war es ein überraschend kurzer Aufenthalt: Etwa eine Woche hat das Team für den Aufbau der sechs Meter hohen Treppe gebraucht. „Sie ist aus einem bestimmten Material gefertigt worden, dem Oregon Pine, dem gleichen Material wie das ganze Gebäude, was gewisse Eigenheiten mit sich bringt“, erzählt Heußlein stolz. Solche Projekte sind jedoch Ausnahmen, da die Schreinerei Heußlein meist regional arbeitet, aber sie zeigen das hohe Niveau und die Vielseitigkeit des Betriebs.

Quelle: Zur Verfügung gestellt von der Schreinerei Heußlein: Die Treppe im botanischen Garten in Edinburgh
Zwischen Tradition und Moderne

Die Schreinerei Heußlein kombiniert traditionelles Handwerk mit moderner Technik. Der Inhaber erklärt, es ist immer ein Zusammenspiel: Während die Vorfertigung im Betrieb mit CNC-Maschinen erfolgt, ist auf der Baustelle das traditionelle Handwerk gefragt. „Vor Ort hat man keine CNC dabei, da hast du deinen Hobel, mit dem du die Leiste so lange schleifst, bis es passt“. Insbesondere bei anspruchsvollen Treppenprojekten wird nach wie vor viel Wert auf Handarbeit gelegt. „Da geht es einfach um das Gefühl, das handwerkliche Geschick und die Optik. Das können Maschinen nicht ersetzen“. Gleichzeitig setzt der Betrieb auf hochmoderne CNC-Techniken, um Präzision und Effizienz zu gewährleisten. Die Schreinerei ist auch weiterhin am Ball, die neuesten Technologien einzugliedern. „Ob es die Angebotserstellung mit KI ist oder die Arbeitserleichterung mithilfe von Robotern – wir versuchen mit der Zeit zu gehen“, erklärt Heußlein. 

Quelle: Laura Barbian/THWS: Einblick in die Werkstatt der Schreinerei Heußlein
Nachhaltigkeit: Das Zentrum des Schreinerherzens

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle bei der Auswahl der Materialien. „Unser Massivholz kommt aus den umliegenden Wäldern, die Furniere aus der Region“, betont Häuslein. Auch Holzreste werden sinnvoll genutzt – sie dienen als Brennstoff für die Heizung der Werkstatt. „Nachhaltigkeit liegt natürlich auch im Schreinerherz, dass man möglichst wenig Material verschwendet“, sagt Heußlein. So gelingt es, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten und gleichzeitig Qualität zu garantieren.

Nachwuchsförderung als Schlüssel zum Erfolg

Genauso viel Wert wie auf den Schutz der Umwelt legt Heußlein auch auf die Förderung des Nachwuchses, beispielsweise durch Angebote wie Praktika und Ausbildungsplätze. „Wenn man nicht ausbildet, hat man auch keine Fachkräfte“, bringt es der Inhaber auf den Punkt. Für Heußlein zählen dabei weniger die Schulnoten, sondern vielmehr das Engagement und die Begeisterung. „Es ist kein Problem, wenn jemand Legastheniker ist oder noch nicht alles kann. Wichtig ist, dass sie auf zack sind“, erklärt er. Jeder Mitarbeiter kann seine Stärken einbringen, sei es in der Werkstatt oder auf der Baustelle. Dieses flexible Konzept, das familiäre Umfeld und der moderne Maschinenpark sorgen dafür, dass die Schreinerei Heußlein auch in Zeiten des Fachkräftemangels viele junge Talente anzieht.

Von Patrizia Strößner